Der Roadtrip, 7 Emirate in einem 1956er Pickup

Die Story fing ganz harmlos an; im Dezember 2018 entdeckten Danny Schramm und Frank Sander den seit 18 Jahren stillgelegten Chevy Pick Up von Nasser Taqi, dem Veranstalter der Customshow Emirates. Ein kurzer Blick durch die Sonnenbrillen, ein grinsen auf beiden Gesichtern und die Idee war geboren, den ziemlich runtergerockten Pick Up zum Leben zu erwecken und damit im März durch 7 Emirate zur Customshow nach Abu Dhabi zu fahren.

Die „to do“ Liste glich einem Einkaufszettel für den Weihnachtseinkauf, denn Bremse, Kühlung, Reifen, Beleuchtung und vieles mehr war nicht im besten Zustand. Im März flogen die Zwei nach Dubai, um das Auto technisch zu checken und ihm einen neuen Style zu verpassen. Zur Überraschung schien auf den ersten Blick so ziemlich alles abgearbeitet gewesen zu sein. Sitze drinnen, Luftfilter montiert, Kühlung erneuert, zumindest auf den Ersten Blick. So brachte das Duo den Pick Up in die Lackiererei, klebte alles ab und verpasste dem Oldie einen „Rusty Paint“ auf einer Abziehbaren Lackschicht, die auf der Messe wieder entfernt werden sollte. Nach einem Tag und einer Nacht schien das Werk beendet, doch plötzlich tauchte ein fetter Ölfleck unter dem Auto auf, der Kurbelwellensimmering hatte sich verabschiedet. Doch das SWAT Team von Nasser richtete das Problem, so dass nach der Nachtschicht neue Keilriemen montiert, die Beleuchtung fast fertig angeschlossen war und ein kurzer Testlauf gestartet werden konnte, der zufriedenstellend verlief.

Die Zwei bauten noch provisorische Fensterkurbeln, montierten neue Kühlwasserschläuche und einige andere Kleinteile. Mit großer Vorfreude schmissen sie die Koffer auf die Ladefläche ab an die Tankstelle, Benzin rein und los. Der Plan war, nach einem Besuch bei einigen Händlern in Dubai, um den neuen Peelable Paint vorzustellen, nach Sharjah zu fahren, doch daraus wurde nichts. Die Benzinzufuhr streikte nach 30 Kilometern und die zwei standen in der Mittagshitze an einer 6 Spurigen Strasse um auf den Abschlepper zu warten. Nachdem das Problem vermeintlich gefixt war, musste nach weiteren 20 Kilometern die plötzlich völlig schwammige Lenkung noch repariert werden. Das Swat Team nahm sich dem Problem abermals an. In der Zwischenzeit fuhren die Zwei mit einem Mietwagen nach Umm al-Quwain , um dort auf der örtlichen Dragster Strecke, die durch starkregen völlig abgesoffen war, einige Racer zu treffen und in den Pfützen zu spielen. Danach besuchten sie Top Speed Performance, einen Shop für Tuning Parts und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. In den Regalen lagen neben diversen Tuningparts mindesten 100 Turbolader in allen Größen, die von den Einheimischen verbaut werden, die mit ihren Geländewagen und Sportcars am Wochenende durch die Wüste und die Ausfallstraßen fahren und driften. Am nächsten Morgen funktionierte die Lenkung plötzlich wieder und das einzige was zu sehen war, waren einige Schweißpunkte, Isolierband und mattschwarzer Spraydosen Lack. Egal, Augen zu und durch, denn in Ras al Khaimah wartete bereits Dannys Bike auf der Bikeshow.

Viele Freunde erwarteten das Duo zu netten Gesprächen und einem Diner so wie einfach einem Wiedersehen mit Auto und Motorradverrückten, die die Zwei schon seit vielen Jahren kennen. Am Ende konnte, das ebenfalls noch über Nacht lackierte Bike von Danny dort den Best of Show Pokal abräumen. Weiter ging es mit dem Chevy durch die Berge in Richtung Golf vom Oman, an dem eine kleine Auszeit am Meer geplant war. Nach einigen Foto- Stopps in den Bergen und leichten technischen Problemen konnten sie in das kurz vorher gebuchte Hotel Einchecken. Im Hotel jedoch, waren die beiden sich jedoch sofort einig, nicht in dem Hotel zu bleiben, denn die meisten Bewohner in dem Hotel hatten mehr Beine als die Zwei. Somit auschecken, neues Hotel suchen und nix wurde aus dem entspannten Nachmittag am Strand, aber auf dem großen Balkon mit Meerblick schmeckte der Jacky dann doppelt gut. Die Tour am nächsten Tag entschädigte jedoch für alles. In Richtung Al Ain sahen sie Kamele, unendliche Wüstenlandschaften und fuhren mit Quads in der Wüst, was jedoch wieder mit einigen Unterbrechungen vor sich ging, da der Vergaser immer wieder Dreck aus dem alten Tank ansaugte und der alte Motor die Hitze nicht so gut vertrug. Egal, dafür lernte das Duo etliche Schrauber kennen, die alle ihre eigenen Ideen hatten und jedes Mal gab es bei den Hinterhofschraubern Respekt für den Trip und Tee so wie Gebäck, denn die Gastfreundschaft ist in den Emiraten unübertroffen. In Al Ain trafen sie einen alten Bekannten, konnten sich etwas frisch machen und fuhren dann zusammen mit einem Hummer H1 und dem Pick Up zu einem Abendessen und in die Berge von Al Ain.

Beim einchecken in das Hotel in Al Ain war der Portier etwas zu übermütig und beschädigte beim Entladen der Koffer den abziehbaren Lack, was in dem Hotel zu einiger Aufregung führte. Das Ergebnis war eine freie Nacht mit Upgrade und freie Getränke, was dazu führte, dass die Weiterfahrt nach Abu Dhabi sich am nächsten Morgen etwas verzögerte. Die Letzte Etappe zur Customshow Emirates erwies sich dann als etwas langwierig. Alle 20- 30 Kilometer musste der Vergaser gereinigt werden und ein Sandsturm mit bis zu einem Meter hohen Dünen auf der Strasse machte die Aktion nicht einfacher. Zudem mussten die Felgen noch lackiert werden, was die Zwei mit Spraydosen auf einem Parkplatz erledigten. Als bei Einbruch der Dunkelheit Abu Dhabi in Sicht war, kam zum einen Freude auf, aber zum anderen auch etwas Wehmut, denn so ein Trip ist trotz, oder gerade wegen der vielen kleinen Pannen genau das, was ein Abenteuer ausmacht und wenn man es einfach möchte, kann man auch ein klimatisierten Mietwagen nehmen. Als die zwei alten Freunde, die der Trip noch enger zusammengeschweißt hat, am Abend bei einem kühlen Getränk in dem Messehotel saßen, waren die Hitze in dem nicht klimatisierten Pick Up und die verbrannten Finger vom Schrauben am heißen Vergaser die durch den Wüstenstaub stark angegriffene Kamera vergessen und es wurden neue Ideen für einen noch bekloppteren Trip geschmiedet. Bei der Eröffnung der Customshow Emirates war der alte Chevy, von dem Danny inzwischen Teile des Lacks abgezogen hat, eine der Attraktionen und die Einheimischen, die den Trip auf Facebook und Instagram verfolgt hatten, fragten ständig, warum man so etwas macht, wenn man es doch auch bequem und klimatisiert haben kann und die Antwort war ganz klar, „Einfach kann jeder“.

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