Archivstory !!! Nicht aktuell, aber wie ich finde, immer noch gut!
Ready for race, ein Ford lässt die Muskeln spielen
Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Hubraum. Dieser Spruch prägte die Dragsterszene schon in den 60er Jahren und diesem Wahlspruch folgte auch Ford mit dem Fairlane. Der Thunderbolt wurde von Ford mit einem 7000ccm V8 Motor bestückt und durch das Weglassen aller überflüssigen Teile wie z.B. Fensterkurbel, Scheibenwischer rechts usw., konsequent auf niedriges Gewicht getrimmt. Der bis auf 600 PS erstarkte Fairlane, war somit kein Familienauto mehr, sondern ein waschechter Dragracer für die Super Stock Klasse.
Bevor jetzt alle aufschreien und sagen, dass der Production Racer doch erst 1964 auf den Markt kam, sei gesagt, es ist so. Dieser Fairlane ist ein Thunderbolt Clone und verließ das Werk 1963 als „normales“ Straßenauto und wurde durch diverse Modifikationen zu einem Nachbau des legendären Rennwagens der Rocking 60’s.
Ein Racecar kommt in die richtigen Hände.
Wenn ein Racer wie Micha Vogt ein Auto in die Finger bekommt, dann muss das Teil laut, schnell und vor allem zuverlässig sein. Micha, der seit Jahren in der Drag Race Szene mit seinem Willys Coupe und einem 1955er Chevy Bel Air auf Pokal- Jagt geht, konnte in der Saison 2009 und 2010 den Meistertitel in der Street Eliminator Klasse nach Celle holen und dort stehen wir jetzt zwischen den Racecars und dem Ford Fairlane.
„Was meinst du, wollen wir erst die Reifen quälen, dem Model beim umziehen zusehen oder ein paar Standartfotos machen, “ fragte Micha, nach meinem eintreffen. Weder noch antworte ich, erstmal einen Kaffee und dann erzählst du mir etwas über das Auto. „Na du weist ja, ich hab dich angerufen, weil ich eh neue Hinterreifen brauche und das Auto gerade fertig habe und es wäre doch schade, Reifen mit 3mm Profil in den Müll zu werfen.“ Klar, normal, aber wie bist du zu dem Auto gekommen. „Den hab ich auf einem Treffen in den USA gesehen, berichtet Micha. Das war das Straßenauto eines Dragsterpiloten, der früher recht erfolgreich unterwegs war und der genau wie ich, keine Lust auf moderne oder normale Autos hat. Da er einige Autos hat, die Garage zu eng wurde und er schon wieder etwas Neues am Start hat, wollte er sich von dem Fairlane trennen und wir verstanden uns auf Anhieb. So war nach 2 Burgern und 3 Coke klar, dass ich das Auto kaufe und hab es dann über die Zollagentur in Celle nach Deutschland gebracht. Mich hat an dem Auto gereizt, das es technisch sehr gut gemacht ist und alles hat was ich wollte. Power, Sound und einen ganz eigenen Look, ohne eine billige Kopie zu sein. Der Vorbesitzer hat dem Fairlane einen getunten 7500ccm Motor eingepflanzt und an ein Ford C6 Getriebe geflanscht. Vorne hatte er schon Scheibenbremsen und ein wirklich gutes Fahrwerk mit Traction Bars und guten Stoßdämpfern. Zudem wurde alles was notwendig ist, verstärkt und erneuert. So drücken jetzt ca. 320 PS an die 9“ Ford Hinterachse und sorgen für ausreichend Vortrieb, damit die Pizza nicht kalt wird, bevor ich zu hause bin. Optisch ist die vordere Stoßstange wie damals beim Original im Aluminiumlook gehalten und auf der Haube sitzt eine Original- Hutze zur besseren Beatmung des Motors. Natürlich ist auch im Innenraum alles auf Racing getrimmt, nur die Fensterkurbeln und Scheibenwischer sind natürlich für den Straßenverkehr noch vorhanden. Nun reicht das aber, wollen wir nicht etwas Qualm machen und dann kannst du auch sehen wie das Teil geht.“ Gesagt getan, das Model hat sich in ihr Racingoutfit geworfen und unser Kaffee ist inzwischen auch ausgetrunken. Trotz gerade einmal einem Grad über Null, springt der Fairlane sofort an und nach kurzer Zeit treten alle 8 Zylinder ihren Dienst an. Bei einem Tritt auf das Gaspedal wird sofort klar, das Micha mit seiner Leistungsangabe entweder untertrieben hat, oder es sich hier wirklich um einen Motor handelt der ziemlich perfekt aufgebaut wurde. Spontan dreht der V8 hoch und ich kann es kaum noch erwarten die Strasse zu rocken. Die roten Kennzeichen kommen ins Handschuhfach und ab geht es in eine abgelegene Seitenstrasse. Die Instrumente zeigen, dass alles im grünen Bereich ist und als Micha das rechte Pedal auf das Bodenblech knallt, gibt es für die hinteren Gummis keinen halt mehr. Der Ford geht in eine Qualwolke gehüllt und mit schlingerndem Heck vorwärts als wenn es gilt die Viertelmeile in unter 10 Sekunden zu fahren. Während das Model im Auto nach Luft ringt und mehrfach die Gesichtsfarbe gewechselt hat, bekommen Micha und ich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht und mir wird klar, warum es gerade das Auto sein musste. Ich gehe das ganze etwas verhaltener an, doch schon im unteren Drehzahlbereich hat der Motor einen enormen Druck und bestätigt mal wieder, dass Hubraum durch nichts zu ersetzen ist. Obwohl das Auto nun bald 50 Jahre alt wird, klappert nichts und das Getriebe schaltet ohne Probleme. An der ersten Kreuzung warnt Micha mich noch schnell vor, das es hier keine Servolenkung gibt und somit ist schon etwas Arbeit angesagt, was für ihn kein Problem sein dürfte, da er nicht nur auf Musclecars steht, sondern auch noch ein eigenes Fitnessstudio in Celle betreibt. Beim Rangieren ist es dann schon ein Stück Arbeit, doch erst einmal in Bewegung lassen die die 215er Vorderreifen recht gut in die richtige Richtung bewegen. Das war jedoch nicht der Plan, denn die hinteren 255er Gummis sollten vernichtet werden und das soll der Profi selbst erledigen. Das Model in Startposition, die erste Fahrstufe eingelegt und schon dreht der Motor der Kamera mit dem V8 Triebwerk um die Wette, denn wann kann man schon einmal so stilvoll erzeugten Bodennebel in freier Wildbahn beobachten. Was zurückbleibt sind schwarze Striche auf der Strasse und die Erkenntnis, das ein Clone keine billige Kopie sein muss, sondern mehr ein Tribut an das Original einer ausgestorbenen Spezies ist.
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