Archivstory
Wenn die Bobber Garage, eine 49er Panhead in die Finger bekommt, dann dreht sich bei den Fans von Originalität meistens der Magen auf links und es wird Frevel und Verrat geschrieen. Wenn aber das Ergebnis das ist, was schon damals als Bobber bezeichnet wurde, dann kann man getrost von Erhaltung von Kulturgut sprechen. In diesem Falle war es so, das ein junger Bengel, was ja heute recht selten ist, sich eine Pan zulegte und mangels Fachwissen ziemlich über den Tisch gezogen wurde. Zwar passten alle Teile zusammen, doch einem Pferd hätte man das Gnadenbrot gegeben. Reini von der Bobber Garage nahm sich der Pan an und war begeistert, mit wie viel Spaß der junge Marc davon schwärmte, das eine Pan schon immer sein Traum war und vereinbarte einen „Special Deal“ mit der Vorgabe, freie Hand zu haben. So machte er sich ans Werk, das Bike von Lüsterklemmen, verchromten Kabelbindern, angeschraubten Haltern und allem anderen Unrat zu befreien. Der Rahmen wurde genau wie der Motor und das Seriengetriebe überholt. Es wurden neue Felgen eingespeicht, neue Trommelbremsen bei W&W geordert, so wie ein moderner S&S Vergaser bestellt. Da bobben ja von abspecken kommt, wurde der hintere Fender so kurz wie möglich gehalten und vorn ist so ein Stück Blech nach Reinis Aussage eh überflüssig. Die Elektrik wurde komplett erneuert, was bei einem Bike mit Kicker glücklicherweise nicht allzu aufwendig ist und die einzige Vorgabe des Kunden, die Farbe Blau wurde von Pfeil Design entsprechend erledigt. Nun kam der Tag des Fotoshootings und in Liechtenstein war es warm, auf meinem Auto schon Sommerreifen montiert und die Kleiderordnung entsprechend den ca. 20°C auf Meereshöhe. Nun sollte es sein, das der 49 Bobber noch nicht ganz fertig war und Reini den Rest der Elektrik anschloss, bevor das überholte Triebwerk die ersten Töne von sich gab. Irgend etwas auf Schweizerdeutsch brabbelnd, goss er etwas Benzin in den Tank und das Letzte was ich hörte war „fahr hinterher, ich hab ne geile Idee“.
Vorbei an dem Schloss der Fürstenfamilie hämmerte Reini den Bobber immer weiter bergauf, bis uns massiver Schnee auf der Strasse stoppte. Also, umdrehen und weiter über geräumte Strassen zu höchsten Punkt Liechtensteins, mit einer traumhaften Aussicht auf die Berge, Schnee auf der Strasse und einem inzwischen völlig verdreckten Bike. „Was schaust du so, du wolltest Fahrbilder und der Ofen muss doch eine Probefahrt bekommen, bevor ich ihn ausliefere und außerdem hab ich ihn geschont, weil doch alles neu ist“, sagte Reini ganz locker. Also gab es eine Schnellreinigung für die Fotos auf ca. 2000 Meter Höhe, wo uns Flachländern die Luft schon knapp wird. So eine Tour zeigt jedoch, daß auch eine Panhead mit modernen Zutaten durchaus seine Berechtigung hat, vor allem, wenn sie richtig fahren soll. Bergab wurden dann noch vor jeder Biegung die Bremsen ausgiebig getestet, womit der neue Besitzer sicher sein kann, das diese richtig funktionieren, denn ein Test bei Bobber- Reini, ist ein echter Härtetest. „Ich hab einfach keine Lust auf Reklamationen“ sagt Reini „und was mir jetzt wegfliegt, kann ich ändern bevor der Kunde ein Problem bekommt. Das wichtigste ist aber, das ich so auch einmal zum fahren komme und kein schlechtes gewissen haben muss, wenn ich mal einen halben Tag aus der Firma weg bin“
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