Unkaputtbar…..
Namen sind Schall und Rauch und so braucht ein Bike wie dieses keinen ausgefallenen Namen oder wilde Verzierungen, den eine Knucklehead ist und bleibt was sie ist, ein Stück Geschichte. Der Knuckle Motor ist im wesentlichen der Vorläufer der heuteigen Evo und Twin Cam Motoren, mit seinen aussenliegenden Stößelstangen, die hier erstmals bei Harley zum Einsatz kamen. Gerade diese Bikes gehören heute zu den beliebtesten Oldtimern aus Milwaukee, was auch Uwe Ehinger schon vor Jahren erkannt hat und sich seit geraumer Zeit mit der Restaurierung und Optimierung solcher Bikes beschäftigt. Wie ein wandelndes Lexikon erkennt Uwe sämtliche Unterschiede an solchen Bikes und erstaunt immer wieder mit Details, die selbst einem altgedienten Schreiberling ins Erstaunen versetzen.In der Geschichte von Harley gab es schon immer Überschneidungen der Baujahre, in denen noch einige Teile der alten Baureihe in die „neue“ Generation wanderten und so ist es umso erstaunlicher, wenn man heute noch Teile findet, die zusammen passen. So wurde der Knucklehad 1936 neu konstruiert und erhielt hängende Ventile.
Da die Streitkräfte jedoch nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg hohe Stückzahlen geordert hatten, blieb es vorerst dabei, das man zu der Zeit eher die erprobten Motoren ausliefern wollte und so erhielten die Militärmaschinen weiterhin parallel den bewährten WLA Standart 750ccm Motor.Die neue Knucklehead E (61E) mit Viergang-Handschaltung, hatte 18 Zoll-Reifen, einen Radstand von 1511 mm und wog 256 kg. Die neue OHV-Motorenreihe wurde bis 1947 parallel zu den Seitenventilern gebaut. Dieser Motor ist auf Grund seiner charakteristischen Konturen der Kipphebellagerung am Zylinderkopf als Knucklehead in die Geschichte eingegangen und erfreut sich aufgrund seiner charakteristischen Form größter Beliebtheit und kommt als Nachbau selbst in modernen Bikes zum Einsatz. Ehinger Kraftrad hat sich zum Ziel gesetzt, alte Bikes nicht nur zu restaurieren, sondern auch zu modifizieren, um die „alltagstauglicher“ zu machen, orientiert sich aber immer am Original, oder gern auch an zeitgenössischen Rennmaschinen aus dem Flat Track oder Hillclimbing. Bei diesem Bike nahm Uwe den Stil auf, mit dem die heute populären Bobber geboren wurden.
Wie bekannt ist, hatten die Jungs in den 50ern nicht so viel Geld, was sie in ihre damals um die 350 Dollar teure Harley stecken wollten, hatten aber Spass daran, sich wilde Rennen zu liefern. Dafür wurde alles abmontiert was überflüssig war und so entstand der Bobber- Style. Diese 1940er wurde komplett zerlegt und einem Neuaufbau unterzogen. So erhielt der Motor eine Restauration und eine Frischzellenkur mit einer Accel Zündung und einem selbst angefertigten Auspuff, der eher zur Abgasführung, als zur Geräuschreduzierung dient. Das vordere Schutzblech war, wie es bei Bobbern üblich ist überflüssig und hinten kommt ein minimaler Shortfender zum Einsatz, der selbst Trägerinnen von knappen Bikinis die Schamesröte ins Gesicht treiben würde.
Auch sehr angesagt war es in den frühen Jahren, die Springergabel der VL zu verbauen, da sie sich durch ihre stabilere Bauweise gut für die schlechten Strassen der 50er Jahre eignete und zudem noch 2“ länger war als die originale. Damit hatten die jungen wilden nicht nur einen leichten Chopperlook, sondern auch noch etwas mehr Bodenfreiheit auf ihren wilden Ritten. Ein weiteres Attribut sind die groben Reifen, die nach wie vor angesagt sind. Zu damaliger Zeit waren es reine Crossreifen, die auf Asphalt eine Bodenhaftung hatten, wie auf Schmierseife, was sich heute glücklicherweise geändert hat und diese Knucklehead in den 50’s wohl allein aufgrund dieser Tatsache immer ganz vorn dabei gewesen wäre. Um die schlanke Form zu erhalten wurde für das Bike ein Sportster Tank zerlegt und schmal gemacht, so wie ein moderner, extrem schmaler, offener Beltantrieb von NHPower verbaut. Eigene Fußrasten so wie ein Triumph Lenker komplettieren die Grey Knuckle, die in einen Zustand gebracht wurde, den man besser als neu bezeichnen könnte. So ist der Weg frei für die nächsten 73 Jahre, denn wenn man so ein Teil mit dem nötigen Respekt und der nötigen Ehrfurcht behandelt, ist die simple Technik annähernd unkaputtbar.
Text und Fotos: Frank Sander
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