Powercruiser für einen Bikebuilder
Wenn du seit Jahren an Bikes schraubst und Custombikes baust, dann ist es irgendwann an der Zeit, dir selbst auch einmal etwas zu gönnen.
Udo Kohse, ist seit nunmehr fast 15 Jahren mit einem eigenen Shop im Bike- Business und hatte schon immer eine Affinität zu den Hubraumstarken V- Twins aus Milwaukee, aus denen er Custombikes baut und dicken V8 Motoren. So war es eine logische Konsequenz, das er sich irgendwann einen V8 für den Privatgebrauch zulegt, doch die meisten waren ihm zu prollig, oder wie er sagt, einfach hässlich oder verbastelt, bis er auf einer Tour durch Texas auf eine Chevy Chevelle in leuchtendem Rot stieß. Die Chevelle ist ein Mittelklasse PKW, der von 1964 bis 1977 gebaut wurde. Er sollte dem ähnlich großen Ford Fairlane, Konkurrenz machen und wurde als Limousine, Cabrio, Coupe und Station Wagon gebaut. Im Konzern, siedelte er sich zwischen der Nova und dem Impala an und schloss somit die bis dahin klaffende Lücke bei Chevrolet. Das Fahrwerk wurde mehrfach überarbeitet und diente danach als Basis für den 1969 eingeführten Chevrolet Monte Carlo. Bei der Chevelle von Udo wurde ihm in Texas versichert, dass die Karosserie überholt ist, Motor komplett revidiert sei und das man das Auto so fahren könnte wie es ist, so wie die Innenausstattung wieder eingebaut ist. Da ihm die Form der Chevelle gefiel, auch das Baujahr 1969, was die beiden verbindet, zusagte, war für ihn klar, das es genau dieses Auto sein sollte. Die Farbe sollte bei seinen guten Kontakten kein Thema sein, also zuschlagen und nicht lange reden, obwohl er als Fachmann erkannte, das die Spaltmaße nicht stimmten, die Konturen zugespachtelt oder weg geschliffen sind und der Motor wahrscheinlich einmal eingestellt werden müsste, aber Liebe macht halt blind.
Als er die Chevelle zuhause genauer unter die Lupe nahm, war ziemlich schnell klar, dass erst einmal geschätzte 50 Kilogramm Spachtelmasse entfernt werden mussten und der Kofferraumboden aus gut getarnten Flicken bestand. So entschied er sich kurzerhand, die komplette Karosserie abzubeizen, zu cleanen und einige Modifikationen im Heckbereich vorzunehmen, was für den Mann, der aus einigen Blechplatten und Rohren ein komplettes Bike baut, zu den einfacheren Aufgaben zählt, wenn man sich die komplizierten Formen seiner V- Rokker anschaut. Dazu modifizierte er die Radhäuser entsprechend, um die 235er Reifen vorn und die 275er Gummis hinten, unter die Tiefergelegte Karosserie zu bekommen und stellte die ursprünglichen
Kanten und Sicken wieder her. Bevor er jedoch mit den Karosseriearbeiten anfing, steckte er den Innenraum notdürftig zusammen, machte einige ausgedehnte Probefahrten und war mit dem gesamten Antrieb mehr als unzufrieden, denn in den USA war eine Probefahrt, nicht möglich, da weder Sitze noch Lenkrad montiert waren. Der Motor lief wie ein Sack Nüsse, hatte ungefähr so viel Leistung wie ein kastrierter Elch und das Getriebe schaltete so präzise, wie eine Sanduhr im Wirbelsturm. Also wurde der angeblich getunte 400 cui Motor zerlegt und zum Vorschein kam ein Mix wie in einer Tüte Studentenfutter. Scheinbar hatte man beim „Tunen“, alles dort hineingesteckt, was gerade noch in der Werkstatt lag und halbwegs passte. Da Udo nicht auf halbe Sachen steht, orderte er gleich einen anständigen SBC 400 Small Block mit Keith Black Kolben, Brodix STS Zylinderköpfen und Eagle Steel Nockenwelle, der problemlos, ca. 400 PS an das neue 4 Gang Overdrive Getriebe drückt und ließ die Komponenten von einem Spezialisten zusammenbauen und abstimmen. Vorsorglich montierte er neue Stoßdämpfer und einen Satz innen belüfteter Scheibenbremsen an der Vorderachse, denn viel Leistung braucht auch viel Bremse, obwohl die Chevelle gerade einmal 1500 Kilogramm auf die Waage bringt.
In der Zwischenzeit war auch die originale Innenausstattung vom Sattler zurück und wurde lediglich durch ein Sportlenkrad und einige Zusatzinstrumente so wie den fetten Drag Race Drehzahlmesser aufgewertet. Nicht nur, das die Chevelle inzwischen besser als neu ist, sie geht auch vorwärts wie die sprichwörtliche Sau. Schwarze Striche von mehr als 100 Metern sind bei Udo an der Tagesordnung, denn was er selber baut, das muss auch halten, ansonsten sagt er, hätte er etwas falsch gemacht, jedoch gibt er auch offen zu, bei 200 Km/h den Fuß vom Gas zu nehmen, da das Fahrwerk in seiner Grundsubstanz dazu nicht geeignet sei. Wer Udo kennt, der weiß jedoch, dass er sich damit nicht zufrieden gibt und sicherlich in näherer Zukunft eine Lösung gefunden wird, wenn es seine Zeit zulässt, denn die nächsten Bikeprojekte sind schon in Arbeit, so das für sein Hobby wenig Zeit bleibt.www.bike-project.com
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