Wem die Erhaltung Deutschen Kulturgutes am Herz liegt, oder für diejenigen, für die ein Oldtimer im Originalzustand hergestellt werden muss, für die gibt es jetzt genau 2 Möglichkeiten. -Weiterlesen oder die Herztabletten bereitlegen-
Diese beiden T1 Busse stammen nicht von einer Autoverwertung und sollen irgendwann einmal restauriert werden. Sie sind bereits fertig! Der Rat Look war jahrelang so genannten Ratbikes vorbehalten, die mit guter Technik und altem Look für Aufsehen sorgten und hat nun auch in der Auto- Customizer Szene Einzug gehalten. Ziel ist es, eine möglich Heruntergerockte Optik, mit guter Technik zu verbinden. Sicherlich wird jedem Tüv Beamten oder Streifenpolizisten bei dem Anblick der beiden Busse sofort der Sinn nach sofortiger Stilllegung stehen, doch leider wird daraus nichts. Beide Busse befinden sich in einem technisch neuwertigen Zustand und sind komplett überholt. Die Gemeinsamkeiten sind brandneue Vega Motoren mit 1600 ccm, Sportauspuff, modifizierte Getriebe und überholte, gekürzte Achsen. Dazu gesellen sich neue Bremsen samt Leitungen, geänderte Lenkgetriebe und eine neue Verkabelung, die ja in den Frühen Jahren aus wenigen Leitungen bestanden. Und nein, die Federn der Busse sind nicht gebrochen, sie wurden mit viel Aufwand um 250 mm tiefer gelegt. Richtig gelesen, das ist kein Tippfehler und anders ausgedrückt heißt das fünfundzwanzig Zentimeter.
Doch nun der Reihe nach. Cult Classics beschäftigt sich seit einigen Jahren mit T1 Bussen und restauriert die Klassiker oder modifiziert T1 Busse bis hin zur Leistungssteigerung und dem Einbau von Porsche Motoren. Bei den extremen Tieferlegungen werden die kompletten Radhäuser herausgetrennt und hoher gesetzt. Ebenso werden die Lenkgetriebe geändert, die Anlenkpunkte der Achse geändert und schon hat man selbst bei 250 mm Tieferlegung noch einen anständigen Fahrkomfort und Federweg.
Der Rostbraune Bus ist natürlich nicht völlig verrostet, sondern durch eine Lacktechnik, die sich schlicht und einfach Rostlack nennt, in diesen Zustand versetzt, ohne den Untergrund und das heilige Blech anzugreifen. Bei dem Bus handelt es sich um einen 1965er T1, den die Firma in Norwegen fand. Nach etlichen langen Wintern in Skandinavien, hatte man vom Innenraum freie Sicht auf den Asphalt und ebenso war das Transportieren von Gütern nur noch möglich, weil im Laderaum Holzbretter lagen. Somit war eine komplette Erneuerung des Rahmens und des Unterbodens fällig, was im Betrieb mit größtenteils vorgefertigten Blechen erledigt wird, die es heute noch zu kaufen gibt. Da man nun schon einmal dabei war und die Flex gerade so gut lief, wurde das Heckteil ebenfalls entsorgt und auf den Stil des 1952er Busses umgerüstet. Während der Chef am Schweißen war, entstand im Hause eine komplett neue Innenausstattung in Schlangenleder Optik mit Schalensitzen und hinterer Sitzbank.
Zudem wurde ein Holzfußboden verlegt und ein Soundsystem eingebaut. Als es dann um den Lack ging, verwendete man den angesprochenen Rostlack, doch da den Erbauern einheitliches Rostbraun zu eintönig erschien, bezog man das Dach kurzerhand im gleichen Leder wie die Innenausstattung. Als Kontrast und passend zu den Schalensitzen und den 50er Jahre Renngurten montierte man noch einen Satz Aluräder in der Dimension 5,5 x15, die im Stil den alten US Rennfelgen entsprechen. In einem ganz anderen Zustand befand sich der Hellblaue T1 von 1965. Der seltene Double Door Panel Van, wie er in den USA genannt wird, befand sich im Unterbodenbereich in einem recht guten Zustand. Nach leichten Reparaturarbeiten, ging es jedoch auch ihm ans Blech. Er erhielt ebenfalls sämtliche Umbauten, die für die extreme Tieferlegung notwendig sind, jedoch wurde die Außenhaut nicht angetastet. Die „natürliche“ Patina, oder eben ganz einfach der Rat Look, war hier schon fast gegeben. Um aus ihm mehr als einen leicht angerosteten T1 zu machen, montierte das Team auf einen originalen „Safari“ Dachträger und bestückte ihn mit einigen typischen 50er Jahre Accessoires und Reserverädern. Zudem erhielt er die Safari- typischen Luftschlitze an der Karosserie so wie Seitliche Ausstellfenster.
Im Innenraum wurde auch hier mit Schlangenleder Imitat gearbeitet und somit sowohl im Führerhaus als auch in Transportabteil für ein wohnliches Ambiente gesorgt. Als optisches Highlight wurde dem T1 ein Satz Leichtmetallräder in der Dimension 4x 15 vorn und 5,5 x 15 hinten spendiert. Im Fahrbetrieb ziehen die Busse mit 40 kW natürlich keinen Hering vom Teller, doch um im Verkehr mit zu schwimmen reicht es allemal. Dank der neuen Motoren und überholten Getriebe laufen sie sauber und Zuverlässig, wie schon vor 50 Jahren, nur etwas flotter als mit dem damals verbauten Motor mit ca. 30 kW. Die Bremsen sind zwar neu, doch es ist ein kräftiger Oberschenkel gefragt, um den Bus zu stehen zu bringen. Das Fahrwerk ist erstaunlich komfortabel, was an der ausgefeilten Technik liegt, mit der ein vernünftiger Federweg erhalten bleibt. Mit so einem Kult Klassiker, will man jedoch auch nicht rasen, sondern man genießt die Blicke der Passanten, deren Reaktionen vom gehobenen Daumen bis zu unverständlichem Kopfschütteln reichen. Warum also nicht einfach einmal aus dem Rahmen fallen und anstatt seine Zeit mit polieren zu verschwenden, den alten Hippie in sich raus lassen. Wer nun Geschmack an einer etwas anderen Art der Fortbewegung gefunden hat, der kann sich gern bei Cult Classics umschauen.