Ein Bobber, ein Chopper, Oldschool oder modern, diese Frage stellt sich bei einem Projekt immer wieder, doch dann gibt es Bikes die alles in einem sind.
Mario Kyprianides aus Abu Dhabi ist in Europa längst kein unbekannter mehr, hat er doch schon einige Bikeshows in Europa, den USA und Arabien mit seinen Bikes gewinnen können. Dieses Projekt, ein Kundenauftrag sollte etwas weniger Aufwendig werden als seine letzten Projekte, die er auf die Räder gestellt hat, doch auch dieses Mal war er kaum zu bremsen, denn halbe Sachen sind nicht sein Ding.
Ein enger Zeitplan saß ihm im Nacken, denn sein Kunde Maher aus Dubai, wollte das Bike in Faak das erste Mal fahren und so wurde es am Ende ein Wettlauf gegen die Zeit. Das Herzstück des Bikes ist ein 1976er Shovelhead Motor, der in den USA von BB Racing restauriert, überholt und getunt wurde, so dass er nicht nur gut aussieht, sondern das Bike extrem zügig nach vorn bringt. In Verbindung mit Andrews Nockenwellen, einem S&S MGL Vergaser und einem Morris Magneto sind somit beste Voraussetzungen für einen gut laufenden Shovel- Motor gegeben. Schon beim Auspuff war es wieder einmal soweit, das Mario sich nicht bei einem der Zahlreichen Lieferanten bediente, sondern sich selbst eine Abgasführung der besonderen Art anfertigte, die zu seinem Stil passt und so verbrachte die ersten zwei Tage mit flexen, biegen und polieren. Als Rahmen wählte er einen Chopper Kulture Goose- Neck Rahmen, den er Exklusiv in den USA fertigen lässt und der auch schon als Basis für andere Projekte von ihm diente. Mit 30° Lenkkopfwinkel und 2“ höherem Neck, ist die Geometrie für ein wirklich fahrbares Bike gegeben, worauf es dem Bike Builder in erster Linie ankommt. Wenn es dann auch noch gefällt und auf den Shows ein Pokal drin ist, so sagt er, ist es einfach nur noch eine zusätzliche schöne Begleiterscheinung. Auf der optischen Seite ließ er es sich nehmen einen zweiteiligen Benzintank anzufertigen, der nicht nur optisch aus zwei Teilen besteht und er aus diesem Grund, zwei Benzinhähne verbaute.
Als Verbindung wählte er seine inzwischen zum Markenzeichen gewordenen Flügelmuttern, so wie Klarsicht – Benzinleitungen zur Kraftstoffkontrolle. Beim Öltank vertraute er auf die Edelstahlkünste von seinem Freund Aykut von AT Cycles, da dieser Oltank mit Schauglas genau in seinen angedachten Stil passt. Den Heckfender so wie die Sissybar fertigte Mario selbst an und bei den Fußrasten und Griffen verbaute er Teile aus eigener Produktion, die demnächst im Handel zu finden sein werden. Da normal langweilig ist, fertigte Mario trotz des engen Zeitplanes eine eigene Springergabel sowie einen Lenker an und verlegte alle Kabel nach innen. Eine Mischung aus Oldschool und Modern ist auch der Primärantrieb. Das Bike bekam nach alter Väter Sitte einen Kicker, einen offenen Belt und ein Handshifter mit Fußkupplung, was jedoch nicht jedermanns Sache ist. So verbaute er erstmals eine Halbautomatische Fliehkraftkupplung, mit der geschaltet werden kann ohne die Fußkupplung zu betätigen. Bei laufendem Motor wird der Gang eingelegt so dass ab ca. 1200 U/Min, was einstellbar ist, die Kupplung zupackt und das Bike anrollen lässt. So kann man an der Ampel beide Füße auf dem Boden stehen lassen. Inzwischen rannte die Zeit wie im Flug und die Deadline kam rasend näher. Als der Rohbau knappe 4 Wochen vor dem Event fertig war, wurden die Lackteile per DHL nach Deutschland gebracht und von Danny vom Schrammwerk in Rekordzeit lackiert. Nach einer groben Idee von Mario und Maher, zauberte er den Lack mit Pearls und Blattsilber auf das Bike, so dass die Teile 2 Wochen vor dem Event in Abu Dhabi zur Endmontage eintrafen. Während der Montage gab es scheinbar eine Standleitung mit Esther von DHL, deren Aufgabe darin bestand, am Ende das Bike innerhalb von 4 Tagen von Abu Dhabi nach Faak zu bringen.
Ende gut, alles Gut, pünktlich zum Event stand das Bike in Österreich, wo Danny Freihand noch die letzten Pinstripes auf den Belt pinselte, bevor es in die Berge ging. Das Bike spulte nach wenigen einstellarbeiten an Zündung und Vergaser seine ersten Kilometer am Faaker See ab und am Ende wurde die Mühe mit wunderschönen Ausfahrten bei bestem Wetter belohnt. Nach den Erfolgen in den Shows und diversen Anfragen, hat Mario sich entschlossen, in Zukunft seine Rahmen in Europa fertigen zu lassen, so dass man bald auch in Europa ein echtes Chopper Kulture Bike aus Abu Dhabi fahren kann. www.chopperkulture.com
Text und Fotos: Thunder Media Service, Frank Sander