Das Kreidler Projekt, von Hamburg um die Welt
Wer erinnert sich nicht gern an seine Jugend, als man ganz entspannt und voll cool mit seiner Kreidler, Zündapp oder Herkules unterwegs war. In einigen Teilen des Landes waren eher die Simson Modeds angesagt, doch eines hatten alle gemeinsam. Immer eine Dose Pfandfreies Bier an Bord, viele hatten dies Schädlichen Dinger die sich Glimmstengel nennen dabei, die man noch ohne Altersbeschränkung kaufen konnte und mit 2 D-Mark für 2 Taktgemisch und einem Heiermann (Hamburger Slang für ein 5 D-Mark Stück) für Cola Rum bretterte man zur Dorfdisco um den jungen Schnitten mit seiner Schlaghose zu imponieren. Fuchsschwanz, große Spiegel sowie Jeansweste gehörten ebenso dazu, wie ein aufgebohrter Auspuff und etwas „Tuning“, um schneller zu sein als die Bengels aus dem Nachbardorf, wenn es wieder einmal Zoff um die Dorfschönheiten gab.
Reanimation nach 35 Jahren
So ziemlich 35 Jahre nachdem diese 1975er Kreidler ihre besten Zeiten hinter sich hatte, bekam Danny Schramm vom Schrammwerk, der noch nicht einmal so alt ist wie die Kreidler, sie in die Finger. Er wollte endlich wieder den Geruch von 2 Takt- Gemisch in der Nase haben und irgendwo in der Ecke wartete bestimmt noch ein Fuchsschwanz auf seine Wiederentdeckung. Nach einiger Zeit beschloss er die Kreidler zu reanimieren und als er so bei einem Cola Rum mit einem Kumpel NPJ darüber nachdachte, kam er auf eine Idee, die innerhalb weniger Wochen eskalieren sollte. Er erzählte Freunden und Customizern auf einer Aftershowparty in Abu Dhabi davon und schon war der Stein zum wohl verrücktesten Projekt der Customszene losgetreten. Ein Step by Step Tagebuch wurde im Social-Network eingerichtet worauf sich sofort unzählige Hersteller, Lieferanten und Top Customizer meldeten und verkündeten, das sie auch so etwas hatten und ob er noch etwas für das „Bike“ gebrauchen könne. Somit war das Projekt Kreidtsler geboren, an dem alle mit wahnsinnig viel Spass und ohne Verbissenheit arbeiteten. Nur wie sollte das Ding denn am Ende aussehen war die große Frage. Dieses erübrigte sich, da es einfach wuchs.

Chopper Kulture 6- Ender Auspuff
Einer der ersten Beteiligten war Ehinger Kraftrad, der eine 1932er Girdergabel von BSA beisteuerte und Ralph Behnken, der den Lenkkopf passend machte. Es sollte sich für Danny ein Gefühl von Weihnnachten einstellen und das über 3 Monate lang. Es trudelten ständig Pakete mit Teilen, Klamotten von Rokker ,Helmen von Bell ,eigens angemischten Farben und Energiegetränken von Airbrush4You, 5 Markstücke von Andyy , Felgenringe von Armin F., Werkzeuge von L&M oder Louis usw. ein. …. Was so glauben wir, letztendlich den Poststrike ausgelöst hat. Noch beim Fotoshooting wurden die letzten von der Biker Schmiede Berlin eingetroffenen Schrauben angebaut. Als nächste war TTS an Bord, die aus Original Kreidler- Radnarben und 23 Zoll XT-250 Felgen ihre bekannten Fatspokes herstellten, die natürlich nicht in die Schwinge und Gabel passten, die dann von der Engels Schmiede modifiziert wurden. Zu einer guten Kreidler gehört ein guter Antrieb und da kam Sven Naber von NHPower ins Spiel, der den Motor überholte und mit einem Vergaser der Vergasermanufaktur Hamburg so wie „kleinen Eingriffen“ tunte. Nun hatte er Angst, dass die Kupplung die unmenschliche Power nicht verkraftet und fertigte eine echte NHPower Kupplung mit Antrieb an.

NHPower Kupplungssystem
Mario von Chopper Kulture bekam Maße per Videotelefonie zugesandt, um einen 6-Ender Auspuff und Teakholzlampen anzufertigen. Als er unter pöbeln und fluchen aus übrig gebliebenem Edelholz von einem seiner Yachtprojekte den Scheinwerfer und ein Rücklicht fräste, denn mit Holz hat er es nicht so, benötigte er zwei Versuche, aus denen dann Feuerholz hervorgingen, bevor die Beleuchtung den Weg von Abu Dhabi nach Deutschland antrat. Ebenso aus dem Nahen Asten bekam Sahaf und Nedal von Choppers Kuwait mit seinem Team Wind von der Aktion und so wurden in Kuwait die Griffe und Fussrasten angefertigt und versendet. Um den Griffen einen anständigen Lenker zu gönnen, sprang das V-Team mit ins Boot, die einen Mini- Lenker mit innenliegenden Zügen und am Ende dann auch noch den Auspuffkrümmer fertigten. Mit den Worten „nie wieder…und doch jederzeit wieder “ übergab Peter die Teile, denn auch er benötigte 2 Anläufe und diverse Änderungen, um diese zierlichen Teilchen zu fertigen.
Teile aus Kuwait, Neuseeland und Abu Dhabi
Nun ging das Projekt um die Welt und das wohl am weitesten gereiste Teil kam von Mike aus Neuseeland, der vielen noch als der „Mr. Streetfighter“ vom MS Bikes bekannt sein dürfte. Erik aus Miami und Gonzo von Bad-Bikes standen ständig mit Danny in Telefonkonferenz um Drehmomente und Detaillösungen zu finden. Als der Tank von Michael Naumann noch im vollem Gange war, fertigte Ute Jaeckel von Bukaneer Design eine Handpunzierte Tankeinlage aus Leder , Knut Höger von „Alles Leder“ meisterte die Sitzbank mit 2 Pfennigstücken aus 1975 und es klinkte sich auch noch Müller Motorcycles ein. Sie fertigten einen Computerprogrammierten Kennzeichenhalter und einen passenden Halter auf der CNC Fräse an. Das Projekt wurde durch S&M entlackt , teils von JS-Pulverbeschichtung gepulvert und nahm Formen an und dann geschah das nächste, wohl einmalige in der Szene. Danny lud sein grosses Vorbild Ingo Kruse von Kruse Design und den Mega- Custompainter, Markus Pfeil sowie Marko Moschner von Spektacolor ein, die Kreidler gemeinsam zu gestalten und zu lackieren. Auch die ließen sich nicht zweimal bitten, da auch bei ihnen die Jugenderinnerungen hochschwappten und stiegen mit ein. Als der Tag der Präsentation auf den Hamburger Harley Days immer näher kam, wurde die Zeit knapp und es wurde unter Mithilfe von Ralf Behnken einem begnadeten „Schrauber“, Swen Naber und der Engel Schmiede Crew, die letzten Nächte durcharbeitet, um alle Schrauben an das Mokick und die Elektrik auf die Reihe zu bekommen. „Ralf hat mir den Arsch gerettet“ sagte Danny in Hamburg, denn ich hätte ohne ihn und den Tritt in den Hintern den Vivien mir verpasst hat aufgegeben. Nun hat so eine Kreidler nicht viel Elektrik, es sein dann man verbaut vorn und hinten ein Airride von Michael Naumann, was dann schon etwas aufwendiger ist und auch hier kam Hilfe aus dem Norden. Jojo, der ebenfalls zur Engels Schmiede gehört und schon die Elektrik des BBO Bikes anfertigte, verkabelte Licht, Airride und Zündung in der letzten Minute. Doch selbst unter Zeitdruck fiel den Jungs noch Blödsinn ein, so dass die Engels Schmiede den Kicker umkonstruierte, damit die Kreidtsler nun mit der Hand gekickt wird. Kurz vorm Fotoshooting kamen noch einige Teile von Boss Performance und Bike Schmiede Berlin an, die Danny noch schnell an ans Mokick tüdelte. Leider fehlen noch Postbedingt Teile von VauZwo –Bikes und Independent Choppers, doch auch das wird noch werden.Pünktlich zu den Harley Days war das „Bike“ fahrbereit, dafür sorgte vorab Olli Schulze mit der „ersten Tankfüllung“ und die Bike House Crew mit dem aufziehen der Reifen.Die Kreidstler ist eine Zeitmaschine, bei der jeder sofort wieder Jung wird. Dieses kleine 50 ccm Monster schaffte spielend leicht neue Geschäftsbeziehungen und Freundschaften…. So einfach wie es früher einmal war. Zudem ist es alles in Handarbeit entstanden und nicht mit Katalogteilen zu einem „Custombike“ gemacht worden. Am Ende hat Danny seine alten Fuchsschwanz von Vaters Dachboden geholt, seine Jeansweste angezogen und wahrscheinlich wieder heimlich Bier getrunken und hinter der Bushaltestelle geraucht.
Gerade noch beim Fotoshooting durch Thunder Media und Florian von Studio Arva, wurden alle in die Jungend gebeamt, als die Polizei auftauchte um, „ Randallierende und auf dem Hinterrad fahrende Jugendliche“ zur Besinnung zu bringen. Mit dem Fazit … „Ihr seid beknackt …ist das Geil !!„ verabschiedete sich der Wachtmeister und wir versprachen uns zu bessern, wenn wir nun nicht in Handschellen abgeführt werden.
Fotos: Frank Sander- Thunder Media Service / F. Arvanitopoulos-BestBikeShots.de