Ein langer Dornröschenschlaf kann manchmal der Schlüssel zu einer perfekten Wiederauferstehung sein. Nach 20 Jahren fährt die C1 endlich wieder aus eigener Kraft über den Highway.
Als die Corvette im Januar 1953 als Prototyp auf der GM Motorama vorgestellt wurde, ahnte noch niemand, dass dieses Auto die Amerikanische Automobillandschaft nachhaltig beeinflussen sollte und der Name bis heute für die aktuellen Modelle genutzt wird. Nach dem Erfolg des Prototypen, begann schon im Juli die Produktion der von Hand gefertigten Fahrzeuge, die in fast allen Details der ersten Version entsprachen. Als Motor wurde der aus den Limousinen vorhandene 235cui 6 Zylinder Reihenmotor verwendet, der lediglich durch drei Flachstromvergaser, geänderte Steuerzeiten und einen Doppelrohrauspuff auf „Sportlichkeit“ getrimmt wurde. Dadurch erreichte das Triebwerk eine Leistung von ca.150 Hp bei rund 4200 U/min. Nur das 2 Gang Powerglide Automatikgetriebe wollte kein echtes Sportwagenfeeling aufkommen lassen. Trotzdem fand der Wagen sofort Freunde in der Amerikanischen Autogemeinde und wurde somit unverändert ins Modelljahr 1954 übernommen. In dem Jahr wurden schon 3640 Fahrzeuge verkauft, von denen 80 % in Weiß ausgeliefert wurden, was in `53 noch die einzige Farbe war. Auf die wie in unserem Falle in Blau ausgelieferte Corvette entfielen lediglich 15 % der Produktion.
Von Ohio aus Erstbesitz nach Deutschland
Das Fahrzeug war bis 1993 im Erstbesitz eines Ehepaares aus Ohio. Als der Ehemann 1986 verstarb, wurde die C1 von der Ehefrau eingemottet, da sie sich von der Erinnerung nicht trennen wollte. Auf einer USA Tour entdeckte ein Sammler die C1 und konnte die Frau davon überzeugen, dass er die C1 nicht als Handelsobjekt, sondern als Ausstellungsstück nach Deutschland bringen wolle, wo es dann weitere 10 Jahre unberührt in der Sammlergarage stand.
Im Sommer 2003 hat Andreas aus Berlin das Fzg. gekauft, um es nach seinem Dornröschenschlaf wieder auf die Strasse zu bringen, denn ein Auto gehört auf die Strasse sagte er sich. Die bis dahin immer unrestaurierte und in einem guten Zustand befindliche C1 wurde zu TCB Fahrzeugtechnik in Berlin gebracht um sie wieder Strassentauglich zu machen, da sie nunmehr seit fast 20 Jahren nicht gelaufen hatte.
Nach 20 Jahren zurück auf die Strasse
Alle Dichtungen und Wellendichtungen von Motor, Getriebe und Hinterachse waren mit den Jahren ausgetrocknet, hart und natürlich nicht mehr dicht. Die ist nicht verwunderlich da die Dichtungen hauptsächlich aus Kork bestehen. Die Konsequenz war, alle Aggregate zu zerlegen, abzudichten und natürlich die Jahrzehnte alten Flüssigkeiten zu wechseln.
Ein großes Problem stellten die Vergaser dar. Nachdem diese im Ultraschallbad gereinigt und mit neuen Dichtungen versehen wurden, stellte man bei TCB fest, dass die Beschleunigerpumpen nicht funktionierten was bei einer 6 Volt Anlage zu erheblichen Startschwierigkeiten führte.
Ursache waren kleine Federn die im Laufe der Jahre ausgeleiert waren und auch nicht mehr verfügbar sind. Nach vielen Telefonaten bekam man die Federraten heraus und ließ entsprechend neue anfertigen. Der Teufel liegt eben doch immer wieder im Detail.
Die Bremsanlage musste ebenfalls komplett überholt werden. Alle Bremszylinder wurden erneuert, die Bremsbacken ausgetauscht und Gelenke gangbar gemacht. Zudem wurden die überalterten und inzwischen eckigen Reifen gegen neue ausgetauscht und sämtliche Fahrwerksgummis erneuert. Alle Wälzlager wurden gewaschen, neu gefettet und und und.
Als es dann zum TÜV ging, war es natürlich fällig einige Umrüstungen vorzunehmen, die jedoch mit viel Aufwand nichts am Originalzustand der C1 änderten. Es wurde weder ein Loch im Fahrzeug gebohrt oder ein originales Kabel verletzt.
Nach gut 5 Monaten (natürlich durch teilweise schwierige Ersatzteilbeschaffung) war die Vette dann endlich fertig und befindet sich in einem wohl selten zu findenden Fahrfertigen Zustand. Der Lack ist immer noch der erste und der Tachostand beträgt 61.000 Meilen.
Da das Fahrzeug keine Türgriffe hat, wird es bei geschlossenem Verdeck durch die vorderen Dreiecksfenster geöffnet, doch der Besitzer will das Auto bis an sein Lebensende fahren und somit wahrscheinlich auch nur bei gutem Wetter offen bewegen. Schön das solche Prachtexemplare nicht nur in Museen veröden, sondern das man sie da sehen kann wo sie hingehören…auf die Strasse.
Text und Fotos. Thunder Media Service, Frank Sander